“Dieses Volk ehrt mich nur mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir. Ihr Gottesdienst ist eine Farce, weil sie menschliche Meinungen als Gottes Gebote lehren.” (Matthäus 15:8-9, übersetzt von G.H. aus NLT, 2. Ausgabe)
Die Medienberichterstattung über die Finanzkrise und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft war diese Woche wie so viele in der jüngsten Vergangenheit. Einige Berichte bezweifelten, dass die Rezession überstanden ist. Die Reportagen, die gebetsmühlenartig verkünden, die Finanzkrise sei unter Kontrolle und ein Aufschwung erkennbar, häuften sich aber erneut. Tatsächlich ist vor allem der Finanzsektor in vieler Hinsicht zum üblichen Tagesgeschäft übergegangen. Geschockt hat mich die Arroganz, Ignoranz und selbst unverhohlene Leugnung von interviewten Bankern, Börsenmaklern und Funds Managern, sie seien ein entscheidender Faktor in einer Maschinerie gewesen, die die Vermögensvernichtung von gut 55 Billionen $ innerhalb zweier Jahre verursacht hat. Das ist mehr als die jährliche Wirtschaftsleistung aller Nationen dieser Welt zusammengenommen! Und trotzdem, nicht das kleinste Anzeichen der Reue. Stattdessen wird wieder zum Angriff geblasen, die einzigartige Situation zu nutzen, denn noch nie hat es der Finanzsektor einfacher gehabt seinen (oftmals skrupellosen) Geschäften nachzugehen. Nimm was Du kriegen kannst, mach was Du willst, und wenn Du die Karre in den Sand setzt, dann holt Dich die Regierung auf Kosten der Steuerzahler wieder raus. Also genieß die Party und verdirb sie nicht.
So gesehen war es überraschend als in diesem Monat gleich zwei Fernsehmagazine wagten, die Logik und Nachhaltigkeit unseres momentanen Finanzsystems öffentlich kritisch zu hinterfragen und die oftmals unlogischen und katastrophalen Lösungen der Entscheidungsträger zur Krisenbekämpfung anzuzweifeln. Erstaunlich, dass einer der Berichte sogar die biblische Verantwortung der Christen zur Abschaffung der Zinsen hervorhob.
Gemäß meiner persönlichen Beobachtung fällt es vielen Gläubigen noch immer schwer zu sehen, geschweige denn einzusehen, dass an unserem Geldsystem, welches die Grundlage für alle wirtschaftlichen Aktivitäten und die tägliche Versorgung bildet, von Natur aus etwas falsch ist. Da wir unser Leben lang darauf getrimmt wurden, dass Finanzen nun mal so funktionieren, kommen wir in der Regel gar nicht auf den Gedanken, die Richtigkeit der Systematik zu hinterfragen. Es war schon immer so, hat bisher ja auch funktioniert, nicht unbedingt perfekt, aber es ging, also was soll daran falsch sein? Gläubige Geschäftsleute nutzen das System, Kirchen und Missionsgesellschaften nutzen es, gläubige Leiter und Politiker nutzen es auch. Wo also ist das Problem? Die Mehrheit kann ja nicht falsch liegen, also was soll das ganze Aufhebens? Unser Geldsystem mal auf mögliche unbiblische Bestandteile zu durchleuchten und zu überprüfen scheint in der Tat kein Thema zu sein.
Vielleicht klingt das scharf, aber eine solche Einstellung gleicht der der Pharisäer, die Jesus mit den obigen Versen zurechtwies, Mensch-gemachte Traditionen (Gebräuche, Meinungen) als Gottes Wege zu verkaufen. So etwas ist gefährlich. Wir sind natürlich keine Pharisäer und doch müssen auch wir uns fragen, ob wir behaupten können Gott zu dienen und zu ehren, wenn wir ein Mensch-gemachtes, hochgradig fehlerhaftes und korruptes Geldsystem als Gottes Lösung ansehen. Erinnern wir uns an Matthäus 6:24, wo es heißt: “Ihr könnt nicht Gott und dem Geld zugleich dienen.” Vielleicht also muss die folgende Aufforderung doch eine breitere Anwendung in unserem Leben finden als bisher gedacht?
“Ahme nicht länger das Verhaltens und die Gebräuche dieser Welt nach, sondern lasst dich durch Gott in eine neue Person verwandeln, indem deine Art zu denken verändert wird. Nur so kannst du den guten, angenehmen und perfekten Willen Gottes für dich kennenlernen.” (Römer 12:2, übersetzt von G.H. aus NLT, 2. Ausgabe)
Jetzt, wo selbst Ungläubige nach gerechten Alternativen zum unethischen und fehlerhaften Geldsystem suchen, sollten wir da als Kinder Gottes die Chance nicht umso mehr nutzen? Lassen wir uns nicht länger von der Täuschung einfangen, dass unser System ok und unersetzbar ist, sondern lasst uns dem Heilgen Geist erlauben, unser Denken zu erneuern!
Gottfried Hetzer
Hinweise: (1) Dieser Artikel spiegelt die Erkenntnisse, Gedanken und persönliche Meinung des Verfassers wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.